Bericht und Antrag der Regierung an den Landtag des Fürstentums Liechtenstein
betreffend die Genehmigung von Ergänzungskrediten für den Neubau eines Schulzentrums Unterland II in Ruggell (SZU II)
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Für den Neubau des Schulzentrums Unterland II in Ruggell (SZU II) wird zusätzlich zu dem bereits vom Landtag im Juni 2019 genehmigten Verpflichtungskredit von
CHF 56.1 Mio. (per heutigem Stand indexiert rund CHF 64.6 Mio.) ein Ergänzungskredit beantragt. Die mit dieser Vorlage beantragten finanziellen Mittel können in zwei Teile unterteilt werden: einerseits werden Mittel für die Aufstockung der Bauherrenreserve und andererseits Mittel für die Anpassungen des Bauprojekts gegenüber dem Projekt basierend auf dem ursprünglichen Bericht und Antrag betreffend den Verpflichtungskredit beantragt.
Die Bauherrenreserve dient dazu, um auf während der Planungs- und Ausführungsphase auftretende und nicht vorhersehbare Preisentwicklungen und Projektanpassungen reagieren zu können. Das Fehlen einer angemessenen Bauherrenreserve birgt Risiken für den Planungs- und Bauablauf und damit für den Fertigstellungstermin. Über die Freigabe budgetärer Mittel aus der Bauherrenreserve entscheidet die Regierung im Rahmen des vom Landtag genehmigten Verpflichtungskredits.
Im Rahmen des Vorprojekts des Neubaus des SZU II wurden aus der Bauherrenreserve für zusätzliche Massnahmen betreffend den Baugrund und die Erdbebensicherheit finanzielle Mittel aufgewendet. Die Regierung hat für diese unvorhergesehenen Kosten einen Betrag von CHF 1.16 Mio. aus der Bauherrenreserve freigegeben. Von der Bauherrenreserve im Umfang von ursprünglich rund CHF 3.9 Mio. bleibt somit ein Budget von rund CHF 2.7 Mio. für Unvorhergesehenes.
Im Bereich "Energiekonzept" werden zusätzliche technische Anlagen sowie zusätzliche Flächen für die Erzeugungs- und Verteilanlagen einer mechanischen Lüftung in Höhe von CHF 2.65 Mio. benötigt. Der energetische Ansatz "Low-Tech", der ohne mechanische Lüftung auskommt, musste aufgrund der Erkenntnisse aus der vertieften Planung im Verlauf des Vorprojektes revidiert werden. Gute "raumklimatische" Lehr- und Lernbedingungen können beim Schulzentrum Unterland II gemäss den geltenden Normen und Empfehlungen nur mit dem Einbau einer Lüftungsanlage gewährleistet werden. Die derzeitige Bauherrenreserve in Höhe von CHF 2.7 Mio. könnte den Finanzbedarf für den Bereich "Energiekonzept" decken. Dies hätte jedoch zur Folge, dass bereits zu einem frühen Zeitpunkt des
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Bauvorhabens die Bauherrenreserve nahezu aufgebraucht wäre. Aufgrund dessen wird vorsorglich eine Aufstockung der Bauherrenreserve beantragt.
In einem zweiten Teil der Vorlage beantragt die Regierung weitere finanzielle Mittel zur Anpassung des Projekts in den drei Bereichen "Nachhaltigkeit, Ökologie und Energie", "Energieversorgung - Heizzentrale "LIECHTENSTEIN WÄRME"" sowie "Sanitäranlagen". Die beantragten Ergänzungskredite für diese drei Bereiche belaufen sich zusammen auf CHF 2.94 Mio.
Im Bereich "Nachhaltigkeit, Ökologie und Energie" basiert die derzeitige Planung auf der Zertifizierung nach Minergie. Basierend auf der Postulatsbeantwortung der Regierung vom 3. Mai 2022 zur "Vorbildfunktion des Staates im Bereich Klima und Energie" und den dort ausgeführten Argumenten soll beim Neubau des Schulzentrums Unterland II in Ruggell analog zum Schulzentrum Mühleholz I + II der Ökologie-Standard erhöht werden, sodass eine Zertifizierung mit dem Label Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) Gold möglich ist. Für die umfassendere und damit höhere Zertifizierung, d.h. verschiedene Nachhaltigkeitsthemen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes, und die damit verbundene nachhaltigere Bauweise, sind zusätzliche finanzielle Mittel in der Höhe von CHF 2.2 Mio. erforderlich.
Um die stark gestiegene Nachfrage der Ruggeller Bevölkerung nach Fernwärme abdecken zu können, ist im Raumverbund mit dem Schulzentrum Unterland II neu die Erstellung einer Heizzentrale zur Nutzung durch "LIECHTENSTEIN WÄRME" geplant. Für die Erstellung der Räumlichkeiten einer Heizzentrale sind zusätzliche finanzielle Mittel in der Höhe von CHF 0.65 Mio. erforderlich.
Im Schulzentrum Unterland II sollen die Sanitäranlagen gegenüber der ursprünglichen Planung angepasst werden. Für die Umplanung und Umsetzung der angepassten Sanitäranlagen werden zusätzliche finanzielle Mittel in der Höhe von CHF 0.09 Mio. benötigt.
Die Bereinigungsstufe, welche im Wettbewerbsverfahren durchgeführt wurde, hat zeitliche Verzögerungen zur Folge. Die Anpassungen in den Bereichen "Energiekonzept", "Nachhaltigkeit, Ökologie und Energie", "Energieversorgung - Heizzentrale "LIECHTENSTEIN WÄRME"" sowie " Sanitäranlagen" beim Neubau des Schulzentrums Unterland II können noch in der Planung berücksichtigt werden und haben
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keine Auswirkungen auf die Terminpläne bzw. den Fertigstellungs- und Bezugstermin.
Das Neubauprojekt befindet sich mit der Phase "Vorprojekt" in einem sehr frühen Planungsstadium, welches naturgemäss gewisse Unsicherheiten beinhaltet. Der Regierung ist es wichtig, den Hohen Landtag frühzeitig über Planungs- und Kostenänderungen des Projekts zu informieren. Sie hält in diesem Zusammenhang fest, dass von ihr bis zum heutigen Zeitpunkt keine Entscheidungen getroffen wurden, die zu einer Überschreitung des bisherigen Kreditrahmens des Projekts führen würden. Durch die im Bericht und Antrag beantragten Ergänzungskredite sollen die Rahmenbedingungen für eine reibungslose Projektumsetzung geschaffen und einer allfälligen Kreditüberschreitung am Ende des Projekts vorgebeugt und eine Optimierung des Projekts ermöglicht werden.
Zuständige Ministerien
Ministerium für Infrastruktur und Justiz
Ministerium für Äusseres, Bildung und Sport
Betroffene Stellen
Stabsstelle für staatliche Liegenschaften
Schulamt
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Vaduz, 3. April 2023
LNR 2023-314
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Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
Sehr geehrte Frauen und Herren Abgeordnete
Die Regierung gestattet sich, dem Hohen Landtag nachstehenden Bericht und Antrag betreffend die Genehmigung von Ergänzungskrediten für den Neubau eines Schulzentrums Unterland II in Ruggell (SZU II) zu unterbreiten.
In der Sitzung vom 5. Juni 2019 hat der Landtag einen Verpflichtungskredit in Höhe von CHF 56.1 Mio. für den Neubau eines Schulzentrums Unterland II in Ruggell genehmigt.
1 Die Investitionskosten werden laufend dem Baukostendindex angepasst.
Auf der Grundlage des vom Landtag genehmigten Verpflichtungskredites hat die Regierung im Jahr 2021 gemäss den Vorgaben des Gesetzes und der Verordnung über das öffentliche Auftragswesen und nach den Grundsätzen der SIA-Ordnung
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142 des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins einen europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb durchgeführt. Für die komplexe Bauaufgabe wurden 26 Projekte eingereicht, aus denen das Siegerprojekt gewählt wurde. Das Siegerprojekt "5 Freunde" von Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH befindet sich momentan in der SIA Phase 31 "Vorprojekt". Das Vorprojekt steht am Beginn der Projektierungsphase, die nach der Phase 32 "Bauprojekt" mit der Phase 33 "Bewilligungsprojekt" abgeschlossen wird. Daraufhin folgt zuerst die Ausschreibungsphase und dann die Realisierungsphase.
2 Mit Planungsstand heute ist die Fertigstellung des Neubaus zum Schuljahr 2027/2028 abgeschlossen.
Abb. 1: Projektablauf und -fortschritt
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Nachfolgende Abbildung 2 zeigt die Situation des Siegerprojekts zum Zeitpunkt des Architekturwettbewerbs im Jahr 2021.
Abb. 2: Stand Wettbewerb 2021, Siegerprojekt Neubau Schulzentrum Unterland II, Modell
Im Schulzentrum Unterland II werden mit der Sekundarstufe 1 (Real- und Oberschule, in der Folge mit SEK 1 bezeichnet) und der Berufsmaturitätsschule (BMS) zwei Schularten untergebracht. Projektziele waren erkennbare Gebäude für SEK 1 und BMS, das Angebot von gemeinsamen Bereichen und Rückzugsorten sowie ein hohes Mass an Nachhaltigkeit und Flexibilität. Es wird eine Dreifachturnhalle erstellt, die von der Sekundarstufe 1 und externen Vereinen genutzt wird.
Das pädagogische Konzept beruht sowohl für die SEK 1 als auch für die BMS auf dem Clusterprinzip
3. Die Nutzung verschiedener Räumlichkeiten und des Sportbereichs durch beide Schulen generiert Synergieeffekte.
Die Anforderungen an den Neubau Schulzentrum Unterland II wie beispielsweise das Anlageprogramm und die Qualität sowie die ermittelten Kosten sind detailliert
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im entsprechenden Bericht und Antrag betreffend die Genehmigung eines Verpflichtungskredits ersichtlich.
4Die Machbarkeit des erarbeiteten Anlageprogramms auf dem Areal wurde mittels Studie geprüft. In der Wettbewerbsvorbereitung wurde dann das Anlageprogramm in partizipatorischer Zusammenarbeit mit der Nutzergruppe verifiziert und optimiert.
Hinsichtlich der Qualität wird im Bericht und Antrag betreffend den Neubau des Schulzentrums Unterland II ein qualitativ, funktional sowie gestalterisch hochwertiges Schulgebäude beschrieben, das die Aspekte der Wirtschaftlichkeit, der Nachhaltigkeit und der Ökologie erfüllt. Dabei wird auf Schulprojekte in der Schweiz oder in Vorarlberg verwiesen. Angestrebt wird die Erstellung eines Vorzeigeprojektes im Sinne der Funktionalität, der Flexibilität und der sinnvollen Baukunst: Eine kompakte Anlage mit effizientem Tragwerk, einem technisch und wirtschaftlich vernünftiges Mass an Haustechnik und einem grossen Augenmerk auf Energie und Nachhaltigkeit.
Für den Nachweis der Kosten wurde im Bericht und Antrag für den Neubau des Schulzentrums Unterland II das Anlageprogramm mit Flächen hinterlegt. Unter Berücksichtigung einer Zweifach-Sporthalle und einer Tiefgarage für 50 PKW wurden Gesamtkosten von CHF 52.6 Mio. errechnet. In der Sitzung vom 5. Juni 2019 hat der Landtag CHF 3.5 Mio. mehr zur Erstellung einer Dreifach-Sporthalle genehmigt.
Das Siegerprojekt "5 Freunde" von Cukrowizc Nachbaur Architekten erfüllt alle Vorgaben: Vier unterschiedlich grosse Volumen gruppieren sich in einem
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ortsverträglichen Massstab windmühlenartig um einen zentralen Baukörper. In ihren Zwischenräumen entstehen Hofsituationen, die durch ihre unterschiedliche Gestaltung und Ausrichtung vielfältig genutzt werden können. Der zentrale Baukörper, der "Dorfplatz", bildet mit der Aula, dem Kiosk und als Eingangsbereich das Herz der Schule. Von hier aus erreicht man die BMS, die Sekundarstufe 1, die Turnhalle und die Allgemein- und Gemeinschaftsbereiche, die jeweils in einem eigenen Gebäude untergebracht sind. Die Orientierung ist einfach. Die Anlage ist, abgesehen vom Untergeschoss, als Skelettbau in Holz konzipiert, was eine hohe Flexibilität in der Nutzung und einen geringen Einsatz an grauer Energie bedeutet.
Insgesamt wurde dem Projekt vom Preisgericht das Potential bescheinigt, "(...) ein Vorzeigeprojekt im besten Sinne zu werden (...)".
Abb. 3: Stand Wettbewerb 2021, Siegerprojekt Neubau Schulzentrum Unterland II, Visualisierung
Im Rahmen des Wettbewerbsverfahrens wurde eine Bereinigungsstufe durchgeführt, für welche drei Projekte überarbeitet wurden. Die Kosten der zweit- und drittplatzierten Projekte lagen jeweils über dem Verpflichtungskredit. Beide Projekte wiesen gegenüber dem Siegerprojekt teilweise nicht reparable inhaltliche Schwächen auf.
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| 1 | Finanzbeschluss vom 5. Juni 2019 über die Genehmigung eines Verpflichtungskredits für den Neubau eines Schulzentrums Unterland II in Ruggell, LGBl. 2019 Nr. 211. |
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| 2 | Das SIA-Leistungsmodell kennt sechs unterschiedliche Phasen, welche jeweils verschiedene Unterphasen haben: Die erste Phase beinhaltet die strategische Planung, die zweite Phase die Vorstudien, die dritte die Projektierung, die vierte die Ausschreibung, die fünfte die Realisierung und die sechste die Bewirtschaftung. |
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| 3 | Clusterprinzip: 4 Klassenzimmer werden zu einem räumlichen Verbund zusammengefasst. Herzstück eines jeden Clusters bildet der sogenannte Marktplatz. Dieser kann als Pausenraum, Raum für offene Unterrichtsformen oder als Versammlungsraum und Ort des Zusammentreffens genutzt werden. Vgl. Ausführungen zum Clusterprinzip in BuA Nr. 63/2019, S. 30ff. |
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| 4 | Bericht und Antrag der Regierung an den Landtag des Fürstentums Liechtenstein betreffend die Genehmigung eines Verpflichtungskredits für den Neubau eines Schulzentrums Unterland II in Ruggell (SZU II), BuA Nr. 63/2019. |
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